Was ist echt, was ist fake? Wie sehen mich andere und wie fühle ich mich wirklich? Was wird von mir erwartet? Gibt es Gott und wenn ja, wie viele?
Diese und ähnliche Fragen stellten sich Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Jahrgängen am Lothar-Meyer-Gymnasium Varel. Im Kunstunterricht suchten und fanden sie Ausdrucksmöglichkeiten für ihre Gedanken und Gefühle.
Zusammengefasst sind diese Werke nun zu einer Ausstellung unter dem Titel Schein&Sein, die ab dem 18.3.2022 im Kunstwerk Varel in der Neumühlenstraße 10 zu sehen ist. Der Kunstraum Varel e.V. hat dort in der Galerie Kunstwerk-Art Gallery eine neue Bleibe gefunden.
Ausgangspunkt für die Lerngruppen des 12. und 13. Jahrgangs waren die sogenannten Augentäuscher-Stillleben des Barock, die dem Zuschauer greifbare Realität vortäuschen, ihm aber bei näherer Betrachtung nur eine perfekte illusionistische Malerei bieten. Dieser Bildbetrug war eine sehr beliebte Spielart innerhalb der Gattung Stillleben, die im 17. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte und sowohl zur intellektuellen Erbauung als auch zur Unterhaltung diente. Es war außerdem ein Vorzeigebeispiel für die Maler, um ihre künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten zu demonstrieren. Ein beliebtes Motiv für diese Gattung Stillleben waren gemalte Steckbretter, die vergleichbar sind mit unseren heutigen Pin-Wänden.
Derartige Steckbretter fertigten auch die Schülerinnen und Schüler an, mit denen sie nicht nur ihr Können in der naturalistischen Malerei unter Beweis stellen konnten, sondern auch die Gelegenheit hatten, durch angepinnte Schriftstücke und kleine Gegenstände etwas über sich preiszugeben. Herausgekommen ist ein buntes Kaleidoskop von Interessen, Aktivitäten und Gedanken der Jugendlichen.
In einer der Lerngruppen, betreut durch L. Brünjes, konnten die Malereien auch mit realen Gegenständen kombiniert und zu sog. Assemblagen verarbeitet werden.
Schülerinnen und Schüler aus zwei Klassen des 11. Jahrganges fertigten im Kunstunterricht Ikonenmalereien an und hinterfragten dieses sehr alte Sujet der Kunstgeschichte. Hierbei gerieten die klassischen En-face-Darstellungen von Jesus durchaus auch zu Porträts, die mehr Ähnlichkeiten mit einem Rapper als mit Gottes Sohn haben. In anderen Bildlösungen zu diesem Thema ist Gott weiblich.
Das Ausstellungsthema Schein&Sein war zudem auch explizit Gegenstand einer Werkstattarbeit in zwei Oberstufenkursen auf erhöhtem Niveau (C. Peukert und H. Wahmhoff). In diesem Aufgabenformat sind die Schülerinnen und Schüler vollkommen frei in der inhaltlichen Ausrichtung und Darstellungsform ihrer Arbeit. So konnten schließlich die anfangs angeführten Fragen gestellt, künstlerisch bearbeitet und evtl. beantwortet werden.
Nicht zuletzt dadurch ergibt sich eine außerordentliche Bandbreite an Ausdrucksformen und Techniken, die in der Ausstellung zu sehen sind. Vorzufinden sind Malereien mit Deckfarben und Acryl, Fotocollagen, Assemblagen, Plastiken und auch Film.
Außer zu den üblichen Öffnungszeiten der Kunstwerk-Galerie (Do., Fr. 14 — 18 Uhr, Sa. 10 ‑13 Uhr) öffnet der Kunstraum auch die Tür an Sonntagen von 13 — 17 Uhr.
Die beteiligten Schülerinnen und Schüler sowie die betreuenden Lehrkräfte sind zu ausgewählten Zeiten auch in der Ausstellung präsent und stehen für Fragen und Gespräche zur Verfügung.